
Dok, 2023
Buch, Regie, Kamera, Schnitt
Ich weiss: Oma und Opa werden sterben. Nicht irgendwann, sondern bald. «Das Thema ist tabu, jetzt.», sagt mein Opa. «Den 70. Hochzeitstag wollen wir noch zusammen erleben!» Ob sie das schaffen? «Wenn es so abwärts geht, wie die letzte Zeit, ist das nicht zu machen», sagt die Oma. Wir werden es sehen.
«Bei Voralarm waren wir auf dem Standesamt, bei Vollalarm standen wir vor dem Altar.» Das war am 23. Dezember 1944. «Die Flugabwehr hat geschossen und wir haben gehorcht, ob nicht Bomben fallen.» Schon beim ersten mal hat der Hochzeitstag ihnen Halt gegenüber dem drohenden Tod gegeben. Wenn die Grosseltern heute vom 70. Hochzeitstag reden, ist es also eine imaginäre Wiederholung des gemeinsamen Überlebens. Wie lange wird sich die Hoffnung erfüllen?
Rund um dieses zentrale Datum verschwimmt die Zeit zusehends. Es ist spürbar, dass die Grosseltern um den Kontakt zum Leben ringen, wenn sie die eigene Geschichte wieder und wieder erzählen. So ist der Film ein intimes Dokument ihrer Unruhe vor dem Tod – und ihrer Gefasstheit, wenn er eintritt.